Mach Dein Ding!

Skateboarding als solches wird in den prominenten Wettbewerben und Formaten zumeist als Einzelsport, beziehungsweise Einzeldisziplin dargestellt. Der tatsächliche Lifestyle des Skateboarding wird in den veröffentlichten Videos diverser Firmen besser gezeigt. Diese stellen mithilfe von Sponsoring eigene Teams zusammen und schicken die eingestellten (Profi-)Skater auf Tour, um Clips für das nächste Video zu sammeln. Diese verbringen dann viel Zeit miteinander und so wird aus dem Team, welches zwecks Promotion zusammengewürfelt wurde, eine Familie.
Diese gefilmte Darstellung unserer Leidenschaft repräsentiert sie am genauesten. Es gibt auch Einzelfälle (siehe Daewon Song), welche lieber alleine, oder maximal im kleinen Kreis skaten und auch, wenn wir alle dazu in der Lage wären immer alleine auf’s Brett zu steigen, machen wir es eher selten. Der Sport besteht daraus, sich konstant zu überwinden und das fällt den meisten von uns wesentlich schwerer, wenn wir alleine sind. Das alleinige Skaten kann aber auch einige Vorteile mit sich bringen.

Das Alleinstellungsmerkmal

Alleine skaten zu gehen ersetzt zwar keine Therapiestunde, kann aber durchaus eine therapeutische Wirkung haben. Hat man einen schlechten Tag, so schwingt man sich auf sein Rollbrett, geht auf den nächstgelegenen leeren Parkplatz, unbefangene Straße, oder ausgestorbenen Skatepark und lässt seiner physischen Kreativität freien Lauf. Man sollte sich allerdings nicht zu sehr an seine Limits pushen und diesen einen Trick versuchen, der einfach nicht will. Da kann man schnell die Geduld verlieren. Ich spreche aus Erfahrung. Wenn ein Manöver an besagtem Tag nicht will, sollte man sich dann auch nicht den Kopf drüber zerbrechen und einem der anderen Millionen von Tricks eine Chance geben.
Leute ,die viel alleine skaten, tendieren dazu, Dinge für sich zu entdecken und gewisse Tricks auf ihre Art und Weise zu meistern. Das führt zu einem artistischen Phänomen, da man diese Personen mit „ihren“ Tricks assoziiert und man sie anhand von ihrer Silhouette allein, von anderen Skatern unterscheiden könnte.
Auch wenn ich euch jetzt vielleicht etwas Heißhunger auf darauf gemacht habe, Sessions im Alleingang zu absolvieren, empfehle ich euch, es bei kleineren Obstacles zu belassen. Solltet ihr alleine bei einer großen Gap, oder Treppe slammen und euch verletzen, ist keiner da um euch vom Boden aufzukratzen. Zudem habt ihr es dann wahrscheinlich auch nicht auf Film um es auf Instagram hochzuladen. Ärgerlich!

Werde ein S.K.A.T.E. – Gott

Spielt man regelmäßig Games of S.K.A.T.E mit seinen Buddies, so eignen sich Solo-Sessions perfekt dafür, seine Schwächen auszubügeln. Ihr werdet, sofern ihr dem nachstrebt, im nächsten Spiel definitiv Defensiv am längeren Hebel sitzen. Ihr könnt euch aber auch ungesehen richtig fiese Tricks aneignen. Ihr wisst welche ich meine, die, die eigentlich nicht schwer sind, aber welche keiner wirklich macht und deswegen jedes Mal in die Röhre guckt, wenn man sie im S.K.A.T.E landet. Ich gucke auf euch, Late Shove-It’s, Late Flips und Body Varials.
Zugegeben, es ist durchaus fies, sich auf diese Art und Weise für die freundlichen Runden Game of S.K.A.T.E einen Vorteil anzueignen, aber irgendwie auch cool. Ein wenig wie dieses Pokémon, das man hatte, welches 20 Level höher war als alle anderen und euch immer aus der Klemme geholt hat. Wenn ihr einen Trick vorgeben müsst und einen dieser Fieslinge raushaut, werden euch eure Freunde fragen, welchen Elixier ihr getrunken habt, welches euch plötzlich zum Flatground-König werden lies.
Ein weiterer Tipp um eure Fähigkeiten im Flachland zu verbessern ist, die Basics konstant zu wiederholen. Quasi alles was ihr nach den Basics gelernt habt, basiert auf eben diesen. Das heißt im Umkehrschluss, wenn ihr die Basis besser beherrscht, wird alles was darauf aufbaut ebenfalls sicherer.

Lasst Eurer Kreativität freien Lauf!

Versucht es Mal. Begebt euch alleine auf ein geschmeidiges und flaches Asphaltgrundstück (Parkplätze an Sonntagen eignen sich perfekt!). Ihr werdet merken wie eure Kreativität und Intuition euch antreiben wird und so manch einer unter euch wird überrascht sein, was ein Mensch alles mit einem Skateboard (auf Flatground) zaubern kann. Geht vor eurer nächsten Solo-Session online und schaut euch eine Hand voll alter Videos an. Es ist völlig egal ob es sich dabei um Freestyle Performances von Rodney Mullen handelt, oder einem Powell-Peralta Part von Mike Vallely aus den 1980ern. Es ist wahrscheinlich, dass ihr die Moves nicht auf Anhieb stehen werdet, sie helfen aber durchaus um sich inspirieren zu lassen.
Es öffnet komplett neue Welten, sich die Freiheit zu nehmen seine Hände zu benutzen, um das Deck beliebig zu flippen oder zu drehen. Es ist fast wie bei dem ersten gelernten Grind und die darauffolgende Realisation, zu erkennen, welche Möglichkeiten einem nun zur Verfügung stehen. Wenn ihr eure Games of S.K.A.T.E nach den gängigen Regeln spielt, könnt ihr zwar viele der Oldschool Tricks nicht ausführen, aber sie machen nichtsdestotrotz einen riesigen Spaß und sind definitiv ein Eye-Catcher.
Vielleicht macht euch das austoben auf freier Fläche auch so viel Spaß, dass ihr euch dazu entscheidet, ein Freestyle Setup zusammenzustellen. Oder ihr seid so fasziniert von Grabs, Streetplants und co, sodass euer nächstes Skateboard eine Breite von neun Zoll (oder mehr) aufweisen wird und ihr euch Gelegentlich auf eine Zeitreise begeben wollt.
Da wir schon beim Thema 80er sind, schnappt euch eine Handvoll Wachs und behandelt die nächstbeste Curb. Lernt Slappy-Grinds oder Slides und tanzt auf den Bordsteinen! Die Zweckentfremdung der unbemannten Objekte, für die sich scheinbar nur Skater faszinieren, ist einer der schönsten Aspekte im Skateboarding. Die Momente wenn aus der Kombination von einem Gullydeckel, einem Bordstein und auch einer Sitzbank ein riesiger Spielplatz wird, sind unvergleichbar. Vor allem dann, wenn man alleine in seiner individuellen Welt steckt.

Das nächste Mal anders!

Wir kennen es alle. Wir schreiben in unseren Gruppenchat, ob jemand zum Skaten mitkommt und keiner kann (oder will). Dann fängt man oft an zu zweifeln, ob man nun alleine skaten gehen soll, oder nicht. Nach dem Lesen diesen Artikels, nehmt ihr hoffentlich die Beine in die Hand und schwingt euch, das nächste Mal, auf euer Brett!
Ihr werdet eine ganz neue Wertschätzung für leere Parkplätze, geschmeidige Straßen oder abtrünnige Skateparks erkennen. Wenn es wieder Sonntag ist, das Wetter trocken und keiner euch Gesellschaft leisten will, springt alleine auf’s Board und skatet los. Skatet los zum nächstgelegenen Supermarkt und macht den Parkplatz alleine unsicher. Lasst eurer Kreativität freien Lauf und erinnert euch an die letzte Runde Game of S.K.A.T.E, bei der ihr einen bestimmten Trick nicht landen konntet. Bügelt eure Flatground-Schwächen aus und lernt freche Tricks. Benutzt eure Hände für den nächsten Streetplant und tanzt auf Bordsteinen! Steigt ein in eure eigene Welt ohne Fremdeinfluss.
Skateboarding ist ein Sport des Selbstausdrucks, eine Kunst die nur wenige sehen und noch weniger verstehen. Genau das macht das Skaten so wertvoll, also skatet und wenn es sein muss, auch alleine!

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Christian Wächter

Christian ist ein leidenschaftlicher Longboarder, aber gerne schaut er den Tricks der Skater in der Halfpipe.

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